Nachdenken über die Zeit nach Corona

Nachdenken über die Zeit nach Corona

Viele wünschen sich jetzt in der Krise eines: Zurück zur Normalität, zum Zustand vorher. Nicht nur im Tagesspiegel wird gerade jedoch die Debatte aufgeworfen, ob wir die richtigen Menschen reich bezahlen und die wirklich Wichtigen viel zu wenig.

Am Ende der Krise müssen wir als Politik dafür sorgen, dass die Gesellschaft nicht noch weiter gespalten wird in Gewinner und Verlierer. Jetzt pumpen wir Geld in die Wirtschaft und die sozialen Einrichtungen und das ist richtig. Aber am Ende müssen wir dafür sorgen, dass die Schuldenlast der öffentlichen Haushalte nicht einseitig von den Beschäftigten und zu Lasten der Schwächeren finanziert wird. Und es wird viele Fragen geben in Bezug auf unsere globalisierte Wirtschaft. Nicht die Globalisierung ist es an sich. Aber Doktrinen wie lean production und just in time delivery, die uns spätestens seit den 1990ern als unantastbar gelten, werden in Frage gestellt.

Dass sich die Berliner SPD-Fraktion bei ihrer Klausur im Januar mit Katastrophenschutz beschäftigt hat, stand eher im Zusammenhang mit Klimawandel, aber auch mit “shut down” in Köpenick, und bekommt jetzt fast prophetische Qualität.

In meiner Kindheit in West-Berlin hatten wir die Senatsreserve und freuten und auf das gute billige Dosenfleisch, das als Sugo zu Nudeln oder mit grünen Bohnen auf den Teller kam, wenn die Reserven wieder umgeschichtet wurden.

Was macht uns wirklich glücklich?

Ich glaube, wir sollten nach dieser Krise nicht unhinterfragt zu allem zurückkehren, was vorher war. Zu Lebensfreude, Weltoffenheit, Kommunikation, Party, Klubleben und allem, was Michael Müller heute in der Regierungserklärung im Abgeordnetenhaus als Stärken dieser Stadt angeführt hat. Aber nicht zu jedem CO²verbrauchenden Wahnsinn, nicht zu jeder neoliberalen Wirtschaftstheorie, nicht zu jedem Irrsinn an den Finanzmärkten.

Wir wollen keine wirtschaftliche Autarkie oder was der rechtsnationalen Hirngespinste mehr sind. Aber darüber nachdenken, was wichtig ist, welche Tätigkeiten in Zeiten der Krise benötigt werden und daher auch in guten Zeiten attraktiv für Menschen sein müssen. Darüber nachdenken, ob wir jedem Hype und jeder Selbstvermarktungsideologie folgen müssen, jeden Bullshit-Job toll finden und vergolden müssen. Das wäre gut.

Darüber nachdenken, was uns wirklich glücklich macht und was uns unter Stress setzt, was Familien gut zusammen leben lässt und was sie krank macht, wie wir Freiheit und soziale und innere Sicherheit in ein neues Gleichgewicht bringen. Das wird sich lohnen, bevor wir zum alten Zustand zurückzukehren versuchen.

Ihre Ina Czyborra

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