Hochschultour Teil 2: FU Berlin

Hochschultour Teil 2: FU Berlin

Im Gespräch mit FU Präsident Prof. Dr. Günter ZieglerMein Besuch der Freien Universität am 28. Oktober begann mit einem offenen und konstruktiven Austausch mit Präsidenten Prof. Dr. Ziegler, Vizepräsidenten Prof. Dr. Chojnacki , Vizepräsidentin Prof. Dr. Blechinger-Talcott und dem Leiter der Stabstelle Nachhaltigkeit, Andreas Wanke über aktuelle hochschulpolitische Entwicklungen und Themen, mit denen sich die Universitätsleitung gegenwärtig beschäftigt. Angesichts der dramatisch angestiegenen Energiekosten steht auch die FU vor der Herausforderung, kurzfristig umfangreiche Einsparungen umsetzen zu müssen und sich für die Zukunft nachhaltig und effizient aufzustellen. Bereits in den vergangenen Jahren konnte die FU ihren Energiebedarf bereits deutlich senken und investierte in erneuerbare Energien. Insbesondere die Photovoltaik bietet dabei großes Potential, deren weiterer Ausbau bereits in Planung ist. Einige Bereiche, wie die Veterinärmedizin oder auch der Botanische Garten sind jedoch auf kontinuierliche Heizung angewiesen und können nicht einfach heruntergeregelt werden.

Deutlich wurde, dass bei allen stattfindenden Anstrengungen, die Energiekosten des Universitätsbetriebes zu reduzieren, die Hochschulen mit ihren eng geschnittenen Haushaltsbudgets auf finanzielle Unterstützung seitens der Bundes- und Landespolitik angewiesen sind und auch bereits erbrachte Einsparungen in den Auflagen für die Zukunft stärker berücksichtigt werden müssen.

Ein weiterer wichtiger Gesprächspunkt war die Lehrkräftebildung. Für die FU hat die Ausbildung von Lehrkräften für die Berliner Schulen große Priorität – sie stellt einen der wichtigsten Wissenstransfers in die Gesellschaft dar. Aber auch hierfür ist eine langfristige und planungssichere Finanzierung des Lehrbetriebs unabdingbar. Köpfe sind wichtiger als Flachbildschirme!

Bei dem anschließenden Rundgang führten mich Ursula Hüffer, Leiterin der Technischen Abteilung und Thilo Amstein, Referatsleiter Haus- und Grundstücksverwaltung über einen Teil des FU Campus. Ich erhielt einen fundierten Überblick über die Fortschritte der aktuell erfolgenden Baumaßnahmen und den Stand der geplanten Neubauten und Sanierungen.

Eine sehr spannende Diskussion konnte ich mit Wissenschaftler*innen des Forschungsbereichs der Friedens- und Konfliktforschung (INTERACT) führen.

Die Friedens- und Konfliktforschung geht weit über die verbreitete Vorstellung einer Erforschung von Krieg und Konflikt hinaus, sie liefert uns als Grundlagenforschung das Wissen über die  zugrundeliegenden Prozesse und Muster und kann uns deshalb Antworten für das Verständnis der beteiligten Akteure und die Dynamiken von Eskalation und Deeskalation geben.

Dieses Wissen ist weit über die staatlichen und zwischenstaatlichen Konfliktfelder von Migration, Klimakrise und Krieg hinaus bedeutsam und kann auch beim Verständnis von zivilen Protesten, Konflikten in politischen Entscheidungsprozessen und Verfahren der Bürgerbeteiligung bis hin zum Verständnis von struktureller Gewalt in Stadtteilen, Kiezen, Schulen und Familien beitragen. Es wurde im Gespräch deutlich, dass eine gesicherte Grundlagenforschung, wie sie INTERACT anbietet, dringend gebraucht wird. Denn wenn die Krise schon da ist, fehlt die Zeit, deren Grundlagen zu analysieren. Wir haben miteinander vereinbart, in stärkeren Kontakt zu bleiben, um Konflikte und Prozesse in Berlin besser verstehen und auflösen zu lernen.

Zum Mittagessen war ich mit den stellv. Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Dr. Corinna Tomberger und Katharina Schmidt verabredet, um über die aktuellen Themen in der Vertretungsarbeit zu sprechen. Eine deutliche Verbesserung für die Arbeit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten wurde mit der Regelung gefunden, dass die Stellen aufgeteilt werden können. D.h. dass z.B. zwei 50% Stellen die Arbeit wahrnehmen, also eine gegenseitige Vertretbarkeit gegeben ist, was insbesondere an kleineren Fachbereichen zu einer Entlastung führen wird. Die vielfältigen Beratungsangebote der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten werden weiterhin ausgebaut und verstetigt. Insbesondere die Zusammenarbeit mit anderen Gremien der FU muss verstärkte Beachtung finden.

Während meiner nächsten Station in der Startup-Villa von Profund Innovation konnte ich mit dessen Leiterin, Frau Anette Bärwolf drei Gründer*innenteams und ihre innovativen Ideen kennenlernen. Im Gründungsförderzentrum der FU wird der Transfer von Forschung in die Wirtschaft bei der Ausgründung unterstützt und begleitet. Die geförderten Gründer*innen präsentierten ihre Ideen und Konzepte, welche von der KI-gestützten Diagnose und Behandlung von Lipödemen via App (LipoCheck) über ebenfalls ki-gestützte Analysen von Gerichtsentscheidungen zur Vereinfachung der rechtlichen Recherche bei Gerichtsverfahren (iur.crowd) bis hin zur Entwicklung eines neuen Sensors zur drahtlosen, kontinuierliche Vitalparametererfassung für Kliniken und Pflegeheime (Proximy) reichen. Mit den Teilnehmenden diskutierten wir die Chancen aber auch Hürden der Gründungsförderung in Deutschland.

Meine letzte Station des Besuchs führte mich zur Veterinärmedizin auf dem Campus Düppel, wo ich mit Dekan Prof. Dr. Uwe Rösler und Professor*innen der Fakultät die Kliniken für Klauentiere und für Pferde besichtigen konnte. Im Bereich der Nutztierhaltung präsentierten Prof. Dr. Kerstin Müller und Prof. Dr. Doris Höltig die Arbeit der Klinik für Klauentiere und wiesen auf die Herausforderungen im Lehr- und Klinikbetrieb hin. Der fehlende Nachwuchs für Tierarztpraxen auf dem Land fordert die tierärztliche Versorgung in der Nutztierhaltung heraus. Der Fachbereich der Veterinärmedizin baut deshalb auch seine Studienplatzkapazitäten aus.

Ebenfalls eine zentrale Stelle der tiermedizinischen Versorgung ist die modernisierte Klinik für Pferde, durch welche mich Prof. Dr. Christoph Lischer führte und die hochmodernen Behandlungsmöglichkeiten von Pferden an der FU präsentierte. Auch zeigte sich, dass Lehre und Klinikbetrieb eng miteinander verflochten sind. Ein reiner „Zukauf“ von spezialisiertem Fachwissen in der Lehre fehlt der Tiermedizinischen Fakultät in der Folge für die Behandlung im regulären Klinikbetrieb.

Der Besuch an der Freien Universität im Rahmen meiner Hochschultour 2022 und meines Stadtteiltages hat einen vielfältigen Einblick in verschiedenste Bereiche der Arbeit von Verwaltung, Lehre und Wissenschaft geboten, spiegelt aber nur einen kleinen Ausschnitt der gesamten Aktivitäten der FU wider. Ich freue mich daher sehr auf den nächsten Besuch 2023!

 

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