Hochschultour Teil 1: TU Berlin

Hochschultour Teil 1: TU Berlin

Am 5. Oktober besuchte ich zum Auftakt meiner neuen Hochschultour die Technische Universität von Berlin.

Mit der Hochschulleitung,  Universitätspräsidentin Prof. Dr. Geraldine Rauch und Kanzler Lars Oeverdieck, diskutierte ich unter anderem über die dringend notwendigen Sanierungen und Neubauten von Hochschulgebäuden, die finanzielle Mehrbelastung durch die Energiekrise und die Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes zur Stärkung des wissenschaftlichen Mittelbaus.

Mit Vertreter*innen aus dem Bereich Personal, Frauen und Studierenden tauschte ich mich über Studienbedingungen und Probleme aus. Insbesondere die Nachwirkungen der Pandemie auf das Studium, sowie die Bedarfe von Angestellten und Mitarbeitenden der Universität standen im Zentrum der regen Diskussionen.

Das vielseitige und interessante Programm bot mir im Verlauf des Tages spannende Einblicke in laufende Forschungsprojekte und innovative Ansätze. Immer wieder stand  im Mittelpunkt der Gespräche der Zusammenhang und das Zusammenwirkung von Forschung, Transfer und Anwendung.

©TU Berlin/Cathrin Bach

Den Auftakt des Besuchs an der TU bildete ein Rundgang durch die Universitätsbibliothek,  die im Juli mit dem diesjährigen Bibliothekspreis “Bibliothek des Jahres” ausgezeichnet wurde. Jürgen Christoph, Leiter der Universitätsbibliothek der TU Berlin führte mich durch das Bibliotheksgebäude und veranschaulichte, wie eine moderne, energieeffiziente Bauweise den Anforderungen der heutigen Studienwelt durch Gruppenarbeitsplätze und einem starkem Fokus auf digitale Angebote gerecht werden kann.

Im Anschluss lernte ich von Prof Vera Meyer die faszinierenden Verwendungsmöglichkeiten von Pilzen kennen. Die Wissenschaftlerin und freischaffende Künstlerin erforscht am Institut für angewandte und molekulare Mikrobiologie das Potential, das Pilze als nachhaltiger Rohstoff bieten. Pilze können die Basis für Dämmmaterial und gepresste Platten beim Bau von Häusern in der Zukunft darstellen. Inder ausgestellten künstlerischen Installation, dem  MY-CO SPACE, schuf Prof. Meyer eine bewohnbare Skulptur, welche die Möglichkeiten solcher Baumaterialien begehbar erleben lässt. Für den Transfer dieser Innovation von der Forschung in die praktische Anwendung sind aber wie so oft Förderung und Weichenstellung der Politik und Verwaltung nötig. Durch Unterstützung der Politik könnten solche innovativen Bautechniken in Pilotprojekten an Hochschulen getestet und für die Bauwirtschaft attraktiv gestaltet werden.

©TU Berlin/Cathrin Bach

Als nächstes besuchte ich die angewandte Forschung der Wasserwirtschaft im Haus des Wassers des Fachgebiets Fluidsystemdynamik am Institut für Strömungsmechanik und Technische Akustik. In Kooperation mit Siemens wurde vor Ort für rund 500.000€ ein “Digitaler Zwilling” einer Pumpstation der Berliner Wasserbetriebe installiert, an welchem die digitale Überwachung und Optimierung von Abwasserpumpen erforscht wird. Die Auswirkungen des Klimawandels durch anhaltende Trockenperioden und häufigeren Starkregenereignissen fordern das Abwassermanagement der Wasserbetriebe heraus. Bei zu wenig Wasser korrodieren die Materialen der Kanalisation schneller, Starkregen überlastet wiederum das Kanalnetz und führt zur Freisetzung belasteter Abwässer in die öffentlichen Gewässer. Ein optimierter Betrieb der Abwasserpumpen ist deshalb wichtig. Abwasser zählt jedoch zur kritischen Infrastruktur, weshalb die Anwendung von Forschungsergebnissen besondere Sicherheitsbedingungen erfüllen muss. Die praxisnahe Forschung unter realistischen Bedingungen am “Digitalen Zwilling” ermöglicht die schnelle Erprobung der Automatisierung im laufenden Betrieb der Berliner Wasserbetriebe.

Die abschließende Station des Tages bringt mich in die faszinierende Welt der Grünen Chemie. Grüne Chemie ist innovative Forschung, mit dem Ziel, neue chemische Verfahren zu entwickeln, die nachhaltiger und ressourcenschonender sind.

Etwas versteckt in einem Hof hinter dem Gebäude der Technischen Chemie befindet sich ein unscheinbarer kleiner Container – das INKULAB. Das INKULAB ist ein Projekt des Zentrums zur Gründungsförderung Chemical Invention Factory (CIF) und  aus dem Exzellenzcluster UniCat (jetzt UniSysCat – Unifying Systems in Catalysis) der TU Berlin hervorgegangen. Hier können Forschende innovative Ideen zu markttauglichen Produkten entwickeln und werden in der Gründungsphase unterstützt. Martin Rahmel, Leiter der CIF, führt uns durch die Laborräume und stellt uns die aktuell arbeitenden Startup-Teams vor. Christina Linke, CEO von Clean Ocean Coatings, präsentiert uns ihre Idee einer neuen umweltfreundlichen und treibstoffsparenden Schiffsbeschichtung, die dazu beitragen könnte, den Zustand unserer Meere und auch unserer Seen deutlich zu verbessern. Im INKULAB arbeitet sie daran, ihre Innovation zur Marktreife weiterentwickeln.

Berlin bietet die Voraussetzungen, international führend in der Forschung und Anwendung von Grüner Chemie zu werden. Für den Aufbau von GreenChem, einem Konsortium, dass Berlin zur Transregion für Grüne Chemie entwickelt, erhielten die fünf initialen Partnerinnen (Technische Universität Berlin, Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, BERLIN-CHEMIE AG und Covestro AG) zusammen mit weiteren 24 Projektpartner*innen vom BMBF eine Förderung in Höhe von bis zu 10 Millionen Euro. In den Gesprächen wird deutlich, wie wissenschaftliche Spitzenforschung durch gezielte Förderung zu erfolgreichen wirtschaftlichen Unternehmen werden kann. Die Berliner Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik muss deshalb weiterhin die nötige Unterstützung bieten, um im Raum Berlin-Brandenburg die Flächen, die Investitionen, die Rohstoffe und die Arbeitskräfte zu finden, damit der Wissenstransfer von der Forschung in die Wirtschaft erfolgreich verlaufen kann. Die Hochschulen benötigen ihre zugesicherten Ressourcen, um Infrastruktur und Ausstattung international wettbewerbsfähig zu erhalten. Erfolgreiche Kooperationen von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, durch die Investitionen und Fördermittel generiert werden, dürfen nicht an einer zurückhaltenden Politik scheitern.

Einen interessanten Einblick in das Thema der Grünen Chemie und der Forschungsarbeit des Exzellenzclusters UniSysCat bietet die letzte Folge des Podcasts exzellent erklärt: https://exzellent-erklaert.podigee.io/20-neue-episode. Prof.  Matthias Drieß erzählt darin von den Möglichkeiten, die Grüne Chemie in unserer Zukunft spielen könnte.

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