Mehr Studienplätze für Bauingenieure?

Mehr Studienplätze für Bauingenieure?

Mehr Bauingenieure für Berlin: Wie geht das? Damit beschäftigt sich aktuell das Berliner Abgeordnetenhaus. Tatsächlich mangelt es in den öffentlichen Verwaltungen auf Bezirks- und Landesebene an solchen Fachkräften. Die neue Autobahngesellschaft des Bundes sei dafür verantwortlich, argumentiert die FDP und fordert mehrere Maßnahmen, um die Berliner Verwaltung für Bauingenieure attraktiver zu machen. Allerdings enhält dieser Antrag nichts, was der Senat nicht sowieso schon unternimmt. Darin sind sich die Koalitionsfraktionen einig. “Die FDP hat ein Problem erkannt: Bauingenieure wandern ab”, so Ina Czyborra in ihrer Rede zum Thema. Die Aufgaben der Autobahngesellschaft wurden aber “nicht neu erfunden, sondern aus den Ländern verlagert. Insofern ist mir nicht ganz klar, ob das das zentrale Problem ist bei der Gesamtversorgung mit Bauingenieuren und Bauingenieurinnen deutschlandweit.” Der Antrag soll in mehreren Fachausschüssen weiter beraten werden.

Sie rede gern über Ingenieure, von denen sie einige in der Familie habe. “Noch lieber rede ich über Bauingenieurinnen”, betonte sie. “Dass es nicht gelingt, das große Potenzial an Frauen für Ingenieurberufe zu heben, hat ganz vielfältige Gründe. Einer davon ist, wie ich finde, ganz deutlich an diesem Antrag abzulesen. Der Beruf wird hier rein männlich gedacht. Frauen, die sich in das Berufsfeld vorwagen, machen bis heute sehr gemischte Erfahrungen. Das Zitat ‘Ich würde meiner Tochter das nicht mehr raten’ habe ich mehr als einmal gehört. Es ist uns mit unseren Geschlechtsstereotypen ganz gut gelungen, DDR-Ingenieurinnen aus dem Beruf herauszudrängen”, so Ina Czyborra weiter. “Tatsächlich haben wir hier durchaus Beschäftigungshindernisse. Mir wurde gesagt, dass Ingenieurinnen, wenn sie sich auf Tätigkeiten mit Außendienst bewerben, schon mal gesagt bekommen: Außendienst ist nichts für Frauen, das ist viel zu gefährlich, wir stellen Sie nicht ein! Vielleicht müssen wir auch da mal an unseren Geschlechterbildern arbeiten.”

Die Dahlemer Abgeordnete und wissenschaftspolitische Sprecherin wies in ihrer Rede auch darauf hin, dass Ingenieur-Studiengänge in Berlin nachgefragt und ausgelastet sind. So seien sie nach wie vor zulassungsbeschränkt, an der TU liege der Numerus clausus bei 2,0. “Auch an der HTW sind die Studiengänge gut nachgefragt und ausgelastet, ebenso an den anderen Fachhochschulen. Die Ausweitung von Kapazitäten wäre denkbar”, sagte sie. “Ich habe das mal abgefragt, bei der HTW zum Beispiel. Zur Deckung der Bedarfe in den Bezirken, die allerdings bis 2028 circa 280 Personen brauchen, sollten wir vielleicht noch mal in den Dialog treten. Ich glaube, da wird tatsächlich ein Problem adressiert. Ob das allerdings mit mehr Ausbildung und MINT-Fächerorientierung usw. zu beheben ist, wage ich eher zu bezweifeln.” Und abschließend: “Die Gehaltsattraktivität ist bei den Bezirken ein Grundproblem, das aber nicht nur die Ingenieure trifft. Mit der FDP bin ich einig, dass wir hier eine sinnvolle, langfristige Planung brauchen, um  die Bedarfe zu decken. Darüber reden wir dann noch einmal ganz ausführlich im Ausschuss.”

Die komplette Rede von Ina Czyborra am 25.02.21 ist im rbb-Archiv zu finden.

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