Plenarrede: Wissenschaft braucht Vertrauen und solide Finanzierung

Plenarrede: Wissenschaft braucht Vertrauen und solide Finanzierung

“Unsere Wissenschaft braucht vor allem Vertrauen. Es ist das Vertrauen darin, dass sie die richtigen Wege und richtigen Studien schon anstreben werde. Was sie darüber hinaus braucht, ist eine solide Grundfinanzierung, die auch in Krisenzeiten die Wissenschaft in die Lage versetzt, ihre Forschungsvorhaben auf guter Grundlage und schnell umzusetzen.” Mit dieser Kernaussage bezog Ina Czyborra bei der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 4. Juni 2020 Stellung zu einer von der CDU-Fraktion beantragten Corona-Studie. Vor dem Hintergrund von Kita- und Schulschließungen will sie etwa 10.000 Eltern-Kind-Paare in Berlin untersuchen lassen. Allerdings ist der Antrag durch die gerade eben gestartete Teststrategie überholt. Ina Czyborra: “Wir haben heute von der Berliner Teststrategie gehört: 24 Schulen und Kitas werden untersucht. Diese Teststrategie wurde von unserer zentralen Teststelle an der Charité mit ausgearbeitet. Ich glaube, dass wir gut daran tun, der Wissenschaft zu vertrauen, dass sie selbst weiß, wie sie ihre Studien designt, und dass es vielleicht nicht 150 Hobbyvirologen in diesem Hause sein sollten, die der Charité sagen, wie ein Studie anzulegen ist, um dann unsere Fragen zu beantworten.”

Zur Finanzierung von Forschungsvorhaben führte sie aus: “In der Finanzierung der Universitätsmedizin haben wir ein ganz großes Problem, denn wir – das ist nur in Deutschland so – finanzieren diese genauso wie jedes Kreiskrankenhaus auch, nämlich auf Grundlage der Finanzierung unseres Gesundheitswesens. Wir müssen dringend – das ist eine Forderung, die seit Jahren erhoben wird – die Universitätsmedizin anders finanzieren, damit der große Beitrag, den sie in solchen Zeiten wie dieser Pandemie leistet, tatsächlich auf einer sehr soliden Grundlage geleistet werden kann.” Ina Czyborra appellierte an die übrigen Fraktionen, gemeinsam dafür zu arbeiten, “insbesondere im Bund eine solide Finanzierung der Wissenschaft und vor allem der Universitätsmedizin” hinzubekommen und noch fehlende Gelder für die Studien an der Charité zur Verfügung zu stellen. Der Regierende Bürgermeister habe zugesagt, dass in die zentrale Teststelle das Geld fließt, das gebraucht werde. Die Dahlemer Abgeordnete weiter: “Lassen Sie uns dafür sorgen, dass diese Studien erfolgreich durchgeführt werden! Und lassen Sie uns der Wissenschaft das Vertrauen entgegenbringen, das zum Teil erheblich unter Druck gesetzt wird, das sie aber verdient, um uns alle zu unterstützen.”

Am Plenartag hat der Senat die Details zur Berliner Teststrategie veröffentlicht. Die Charité startet damit, Beschäftigte von 24 Schulen und 24 Kindergärten stichprobenartig auf SARS-CoV-2 zu testen. Ab Mitte Juni folgen Testungen an weiteren 24 zufällig ausgewählten Schulen mit mobilen Charité-Teams vor Ort. Ziel ist, die aktuelle Situation an unseren Bildungseinrichtungen wissenschaftlich zu begleiten und mögliche Risiken zu identifizieren, wenn sie Stück um Stück zum Normalbetrieb zurückkehren.

Die komplette Rede von Dr. Ina Czyborra in der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses vom 4. Juni 2020 finden Sie im rbb-Archiv.

Informationen zur Berliner Teststrategie sind auf der Website der Senatskanzlei zu finden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert